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Ausgangslage

Das Anfos-Haus an der Aeschenvorstadt 48/50 in Basel ist ein sorgfältig detaillierter Bau aus den Sechziger Jahren, der kürzlich von SAB-Architekten aussen saniert wurde. Der innere Ausbau der Büroräume oblag den neu einziehenden Mietern, in diesem Falle Schnetzer Puskas Ingenieure aus Basel. Auf rund 1000m2 sollten 50 Arbeitsplätze unter ökonomisch knappen Rahmenbedingungen realisiert werden. Schnetzer Puskas Ingenieure sind bekannt für ihre Zusammenarbeit mit renommierten Architekten und internationalen Bauherrschaften, sodass der Wunsch nach räumlicher Prägnanz und Identität für das eigene Büro im Auftrag implizit mitformuliert war. Nachdem der Rohbau gegeben war und bei einem Inneneinbau nicht ingenieurmässige Anstrengungen im Vordergrund stehen, oblag die Einlösung dieses Anliegens komplett wenigen kräftigen aber gezielt gesetzten räumlichen Massnahmen.

 

Grunddisposition

Der Grundriss des Anfos Haus ist geprägt durch die zwei Rasterrichtungen, die aus der städtebaulichen Situation herrühren. Dies führt zu eigenwilligen Stützenkombinationen, sodass Stützen z.T. in heftige Nähe zueinander zu stehen kommen. Ein primäres architektonisches Anliegen war es diese sehr fetten, gestalthaften Stützen(paare) frei zu spielen oder aber in eine spannungsvolle Beziehung zu den (wenigen) neuen Elementen zu bringen.

Das Layout kombiniert das Grossraumbüro (fliessender Raum) mit einer Kombibürozone und 6 Einzelraumbüros (Zellen) – alle gruppieren sich um den mittleren Kern herum. Die wenigen Einzelraumbüros sind der Chefetage zugewiesen, sind über grosszügige Glaswände, die von kräftigen Holzrahmen gehalten werden, aber voll einsichtig. Im Grossraumbüro werden jeweils 4 Arbeitsplätze mittels trennender Gestelle zu "Kojen" zusammengefasst. Die Kombibürozone bietet vereinzelte Arbeits- und Leseplätze und integriert Bibliothek und Baudokumentation.

 

Licht

Das vorgefundene Konzept der tanzenden Stützen wirkt sich auch auf das Beleuchtungskonzept aus: Die verschiedenen Richtungen aufnehmend wird ein netzartiges System von Deckenleuchten entwickelt, das die öffentlich-transitorischen Räume als auch die Aufenthaltsräume zeichnet. Dank der akustischen Massnahmen am Kern (vgl. unten) kann auf eine heruntergehängte Decke verzichtet werden, sodass die Kraft der rohen Betondecke auf den gesamten 1000m2 wirksam wird. Die präzise platzierten und montierten Aufputzinstallationen der Leuchtenzuleitungen kontrastieren diese Rohheit auf direkte Weise - eine Wechselwirkung, deren Kraft bereits an Sigurd Lewerentzs Flower-Kiosk eindrücklich erfahrbar ist (vgl. Referenzbild).

Deckenleuchtenanzahl und -dichte wurden mit der Firma Regent (Basel) entwickelt. Die grossen Deckenleuchten (Sonne) zeigen einen diffusen direkten Lichtkegel, die kleineren Aufbauspots (Mond) einen gerichteten Lichtkegel – sie betonen besondere Stellen wie Eingang, Empfangstheke etc. Die Beleuchtung der Arbeitsplätze erfolgt über Stehleuchten, deren runde Leuchtenschirme mit ihrer indirekten Beleuchtung eine wohnliche Komponente zeigen.

 

Material und Atmosphäre

Die räumlichen Grundanlagen werden durch das Licht-, Farb- und Materialkonzept gesteigert: Die rundumlaufende Akustikklinkerverkleidung des Kerns sorgt auf den gesamten 1000m2 für eine erstaunlich gute, gedämpfte Akustik. Die Verkleidung ist aus Ziegeln (grauer Scherben) der Firma GIMA aufgemauert und bildet das „erdige“, stabile Rückgrat für den gesamten, darum herum fliessenden Raum. Die für die Raumgrösse niedrige Decke wird durch einen samtenen, weiss abgetönten Anstrich optisch angehoben. Am Boden sorgt ein grau-grünlicher Linoleum für eine ruhigen Grund.

Die Räume sind so austariert, dass sie genügend Halt und Transparenz, Intimität und Öffentlichkeit aufweisen. Insgesamt strahlen die Räume eine werkstattmässige Atmosphäre aus – die Betonung der starken Strukturen garantiert diese Wirkung auch im möblierten Zustand, der unter Druck der heterogenen Büroinfrastruktur (EDV, Plotter etc.) steht. Der Begriff „Werkstatt“ steht dabei symbolisch für das Prozesshafte, stets Unfertige des Planungsprozesses, wie es einem ambitionierten Ingenieurbüro aneignet.

 

Corporate Identity

Die neue, offene Bürostruktur fördert das interne, teamorientierte Arbeiten der Ingenieure und verbessert den Wissenstransfer über die verschiedenen Projekte innerhalb des Büros. Die neuen Räume bilden zusammen mit der gleichzeitig entwickelten Publikation „Schnetzer Puskas Ingenieure. Entwurf, Struktur, Erfahrungen“ (gta Verlag-Verlag 2013) eine neue Corporate Identity von Schnetzer Puskas Ingenieuren: Die Wahrnehmung des Büros, das bei Conneisseurs für seine qualitativ hochstehende Ingenieursarbeit bereits bekannt war, wird durch das Gesamtpaket der neuen Räume und der Publikation unmittelbar gesteigert und einem grösseren Publikum, darunter Laien, zugeführt. Die Ingenieure konsolidieren somit ihr Image, dass sie die idealen Architektenpartner sind, da sie neben ihrer konstruktiven Intelligenz ein räumliches, gestalterisches Verständnis haben – dass ihnen elementar räumliche Wirkungen als auch die Vermittlung ihrer Arbeit ein wichtiges Anliegen sind. Damit wird ein weiterer wichtiger Brückenschlag zwischen Ingenieur und Architekt geschaffen.

Büroeinbau für Schnetzer Puskas Ingenieure

Anfos Haus Basel, 2013

 

Architektin:     

Aita Flury

 

Licht:

Regent Basel

 

Bauleitung:

sab Architekten

 

Publikation:

Hochparterre 1-2/2014


AitaFlurySigurdLewerentzFlowerkiosk

Sigurd Lewerentz, Flower Kiosk, Malmö 1969