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01 Aussen 3
02 AitaFlury Rhodannenberg Terrasse
03 AitaFlury Rhodannenberg Bad
04 AitaFlury Rhodannenberg Modell
05 AitaFlury Rhodannenberg Modell
01 AitaFlury Rhodannenberg Situation
02 AitaFlury Rhodannenberg GREG
03 AitaFlury Rhodannenberg GR1.OG
04 AitaFlury Rhodannenberg 2.OG
05 AitaFlury Rhodannenberg GR3.OG
06 AitaFlury Rhodannenberg v2
07 AitaFlury Rhodannenberg QS
08 AitaFlury Rhodannenberg QS
09 AitaFlury Rhodannenberg QS
10 AitaFlury Rhodannenberg Konstruktion

Ausgangslage

Der Wettbewerbsperimeter für das Hotel Rhodannenberg liegt in einem landschaftlich und ökologisch sensiblen Umfeld an topografisch ausserordentlicher Lage: Die unvergleichlich schöne Alpenlandschaft mit ihrer raumbildenden Kammerung, die den Klöntalersee fasst und den Blick über den See in die Tiefe des Tales begleitet, bildet eine stark bestimmte landschaftliche Ordnung mit einem markanten Eigenschaftsprofil. Gleichzeitig ist der Ort aber auch stark ‘urbanisiert’: Seeufer und Wettbewerbsperimeter sind per Auto und sogar ÖV erschlossen, ein grosses Wasserkraftbauwerk (Staudamm) bildet das Ende des Seebeckens. Der Gegensatz von Abgeschiedenheit (Hideaway) einerseits und Betriebsamkeit andererseits prägen die Atmosphäre des Ortes und sind typisch für alpentouristische, urban-kolonialisierte Stellen. Die heutige Anlage des Hotel-Restaurants Rhodannenberg zeigt weder in ihrer topografischen Setzung noch in ihrer Gestalt eine elaborierte Reaktion auf die urbane Nutzung in dieser ‘splendid isolation’ Situation.

 

Das neue Projekt

Somit wird das Projekt für das neue Hotel Rhodannenberg mit seinem ambitionierten Raumprogramm als Möglichkeit gesehen, aus der Stelle einen ‘Ort’ zu machen, diesen durch die neue Setzung ‘in Ordnung’ zu bringen. Dabei wird die alte Verabredung, wie Bauten in der Bergwelt auszusehen haben, eingehalten: Das Gebirge verlangt eine horizontale Baugliederung, wie es Adolf Loos einst knapp und prägnant formuliert hat. Die Landschaft soll dabei weiterhin im Zentrum stehen und durch eine aus der Tradition entwickelte, zurückhaltende und architektonisch stille Sprache sogar gesteigert werden. Das neue Hotel zeigt sich deshalb als liegender, kubisch-blockhafter Bau, der die organische Umgebung kontrastiert und dieser optisch robust gegenübertritt. Die schlanke, langgestreckte Baute mit ihrem im Osten verdickten Kopfteil schmiegt sich dem Hangverlauf des Rhodannenbergs an, sitzt in direkter Adhäsion zum Hang. Das aus der Topografie heraus abgeknickte Volumen wirkt von der Klöntalerstrasse/vom See her wie eine empfangende Geste, die den Besucher willkommen heisst und Schutz anbietet. Der abgedrehte Kopfteil widerspiegelt auch die spornartige Situation am Anfang des ‘Täli’ und leitet zu diesem und zur Scheune ein. Die Logik des ‘Sich zu Sonne und Aussicht Ausrichtens’ wird zusätzlich durch die vertikale Abstufung der Kopfbaute unterstützt, die an dieser sensiblen Stelle auch zwischen den Höhen vermittelt.

 

Insgesamt beschränkt das Gebäude sich in seiner Form und generiert seine Verzahnung mit dem Umraum über situative, feinräumliche Porositäten: Dem Hotelflügel wird in klassischer Anordnung über die gesamte Fassadenlänge eine Loggiaschicht vorgelagert – wabenhafter Ausdruck.Das EG des Hotelflügels ist zu 2/3 Aussenraum: Hier greift der Umraum unter dem Haus hindurch und lässt die Stützmauer, die das Gebäude und den Rhodannenberg voneinander trennen, erlebbar werden. Auf der Ruheterrasse im 3.OG dringt der Umraum in den Baukörper ein, die Landschaft selber wird gerahmt. Die Pergola der Terrasse im 1.OG über dem Restaurant wie auch der Aussentreppenturm verbinden sich mittels ihrer feinen Stahlkonstruktionen mit denen der Loggias und bilden feinräumliche Übergangsräume. Die polygonalen Restaurantterrassen im EG als auch die Stützmauer hinter dem Haus verzahnen sich in Geometrie und Material (Trockenmauern) mit der Landschaft und befestigen den Bauplatz in traditioneller Weise.

 

Freiraum

Die Setzung des Gebäudes zoniert den Perimeter auf logische Weise in Freiräume mit differenzierten Qualitäten: Dem Hotelflügel im Süden-/Südwesten vorgelagert ist zwischen Vorfahrt und Klöntalerstrasse das Hauptparkplatzfeld als grüne Intarsie eingelegt. Im Westen des Gebäudes überlagert der Wiesenhang den Perimeter und dient bei hoher Belegung als untergeordnetes Parkplatzfeld. Die Kopfbaute im Osten ist von den befestigten Terrassen umsäumt, die auf selbstverständliche Weise in die Stützmauer der Anlieferung im Südosten übergehen. Dieses gebaute Terrain steht in direktem Bezug zu den Restaurants, bietet zudem Platz für Spielbereiche und einen schattigen Aufenthaltsort vor der Scheune, welcher als Bike-Barn neues Leben eingehaucht wird. Die Stützmauer hinter dem Haus ermöglicht das ‘Nahe am Berg Gehen’ und eine angenehme, rundlaufartige Umkreisung des Gebäudes.

 

Vegetation 

Das Thema der vor Ort mehrfach vorkommenden Zwillingspflanzungen wird im Vorfeld des Hotels aufgenommen, Bergahornpaare verankern das Hotel an der Schnittstelle von Hangfuss und Seeufer. Begleitet werden sie von locker gestreuten deutlich kleineren Feldahornen, Felsen-Ahorn und Schneeball-Ahorn, sodass sowohl Beschattung als auch Aussicht berücksichtigt sind. Die Gartenterrasse wird von schirmförmig geschnittenen Spitzahornen beschattet, im Osten ergänzt ein kleiner Haselnusshain als Spielwäldchen die Palette der Gehölze.

 

Die Trockenmauern werden schon während dem Bau mit je nach Ausrichtung typischen Wildstauden, Polsterpflanzen und Farnen geimpft, sodass sich schnell ein attraktives und ökologisch hochwertiges Bild einstellt. Insbesondere die abschnittsweise hohe Mauer hinter dem Hotel wird so zum vertikalen Garten und entwickelt eine ganz eigene Schönheit und üppige Vegetation im Schatten des Hauses.

 

Extensiv gepflegte blütenreiche Trockenwiesen und Kiesrasenflächen bieten zusammen mit den Gehölzen, der Mauervegetation und den Kletterpflanzen eine hohe Biodiversität und Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Das anfallende Regenwasser wird auf dem Dach zurückbehalten und dosiert abgegeben, die Wege und Platzflächen werden über die Schulter in die angrenzenden Grünflächen entwässert.

 

Layout – Organisation 

Öffentliche Räume

Für das neue Hotel wird die situative Ausdifferenzierung von charaktervollen Übergangsräumen Innen-Aussen zum entscheidenden Entwurfsmoment: Das EG wird einerseits von der überhöhten Situation des optisch schwebenden Hotelflügels geprägt: Auf einfache Weise wird so die gedeckte Vorfahrt gelöst, die optische Verbindung zu Stützmauer und Hang hergestellt und ein Raum geschaffen, der auch als ‘Gartenhalle’ für Anlässe genutzt werden kann und in direkter Adhäsion zu Lounge/Bar/Lobby steht. Im leicht erhöhten EG des Kopfbaus andererseits befinden sich die Gastronutzungen mit direktem Zugang auf und über die zitadellenartigen Terrassen. Mit ihrem Baumdach und gekiesten Flächen erinnern diese an traditionelle Gartenbeizen wie es auch der historische Rhodannenberg einst war. Die hindernisfreie Erschliessung der Gastronutzungen erfolgt über den Hotellift. Die Back of the House-Räume aber auch der Freeflow stehen in idealer Beziehung zu den beiden Restaurants. Die Scheune im Osten des Perimeters wird erhalten, restauriert und zu einer Bike-Barn umfunktioniert. Durch ihre orthogonale Stellung zum Hotel entsteht ‘hinter’ dem Haus ein geschützter Ort, der gleichzeitig zur freien Landschaft vermittelt. 

 

In der Seminarzone im 1.OG (Kopfbau) können die Räume zu einem grossen Raum zusammengeschlossen werden, zudem ist sie direkt von der Kücheninfrastruktur im EG her bedienbar. Ihr Highlight bildet die ihr im Süden vorgelagerte Terrasse mit bewachsener Pergola und Seeblick. Diese ist optional auch für das Self-Serve Restaurant des EG nutzbar und direkt über das östliche Treppenhaus erreichbar. 

 

Der Fitnessraum im 2.OG (Kopfbau) verfügt über keinen direkten Aussenraum, liegt aber in unmittelbarer Nähe des Spa-Bereichs im 3.OG. Dieser zeichnet sich durch die oberste Lage im Gebäude aus und weist als Übergangsraum in die Landschaft eine auf den See gerichtete Liegeterrasse aus, die gerahmte Ausschnitte freigibt. Das andere Highlight des Spa-Bereichs bildet der Baderaum, in welchen über die grosszügigen horizontalen und vertikalen Verglasungen die Bergwelt förmlich in den Raum eindringt.

 

Hotelzimmer

Der Hotelzimmerflügel besteht aus 36 Zimmern mit identischen Qualitäten, u.a. mit einem 7.5m2 grossen Balkon mit Seeblick. Die längsgestreckten Zimmerproportionen tragen der Reduktion der Gebäudelänge Rechnung. Mit einer Breite von 3.96m und einer Länge von 7.42m zeigen sie aber immer noch angenehme Proportionen. Der Eintritt ins Zimmer erfolgt aus nischenartigen Gangaufweitungen. Im Innern bildet das Badezimmer zusammen mit einem spezifisch entwickelbaren Möbel, das ins Zimmer hineinzieht, den Auftakt: In diesem sind Garderobe, Kleiderschrank, Kofferablage und Pult integriert. Seine konstruktive Logik lehnt sich an die Fassadenthemen - Stahlstützen kombiniert mit Holzelementen - an. Die Zimmer selber leben von ihren archaischen Materialien (Blockholzwände, sichtbares Deckentragwerk in Holz und Sichtanhydritböden).

 

Ausdruck, Material, Konstruktion

Der gesuchte Ausdruck für das Hotel – traditionell und modern zugleich – wird durch folgende Massnahmen etabliert: Das Fassadenbild wird geprägt von einem naturbelassenem Holzkleid, z.B. aus Lärche. Durch die natürliche Verdunklung des Holzes über die Zeit werden die grosszügigen dunklen Glasflächen gut eingebunden, sodass das Gebäude optisch solide in Erscheinung tritt. Die Verhältnisse zwischen Wand und Öffnungen künden von einer zeitgenössischen Holzbaukonstruktion, die durch die feinräumliche Ausdifferenzierung der Hülle aus horizontalen/vertikalen Nut- und Kammschalungen und der Kombination mit Feldern und Abwürfen aus grossformatigen Schindeln den Zusammenhang zu den vernakulären alpinen Architekturen herstellt. Die Trockenmauern, die sowohl für die Stützmauer hinter dem Haus als auch für die befestigten Terrassen inkl. Stützmauer Anlieferung vor dem Kopfbau eingesetzt werden, knüpfen ebenfalls daran an. Die feinen, erdroten Stahlkonstruktionen von Pergola, Aussentreppe, Balkonlisenen und Pfostenschildelementen rhythmisieren die Fassade auf einer zweiten Ebene, lassen sie mehrfach lesbar werden und verweisen auf die Typologie Hotel.

 

Tragwerk 

Das neue Hotelgebäude zeichnet sich durch ein kompakt gestapelte, nachhaltige Hybridbauweise aus, die aus der Logik von reduziertem Materialverbrauch und direktem Lastabtrag entwickelt wird, sodass Treibhausgasemissionen und Energiebedarf zur Erstellung minimiert werden. Diese ökologisch/ökonomisch funktionale Bauweise zeigt zudem eine hohe Flexibilität und niedrige Lebenszykluskosten. Der Einsatz unterschiedlicher Materialien, die den Beanspruchungen und Randbedingungen entsprechen, ist der Grundstein einer nachhaltigen Bauweise. Für sämtliche Holzbauteile wird regionales Schweizer Holz verwendet und die rezyklierte Gesteinskörnung des Betons wird mit CO2 aus der Atmosphäre angereichert.

 

Der Baukörper ist als Verbundskelettbau in Holzelementbauweise mit Innen- und Fassadenstützen in Holz als lastabtragende Elemente konzipiert. Zur Stabilisierung dienen die beiden betonierten Erschliessungskerne. Die Horizontallasten aus Wind- und Erdbebeneinwirkungen werden durch den Überbeton der Deckenscheiben in die stabilisierenden Stahlbetonkerne eingeleitet:  letztere sind in den als Massivbau ausgebildeten Untergeschosskasten eingespannt.

 

Die Deckenspannweiten des Kopfbaus betragen ca. 5.93m, sodass die vorgefertigten Deckenelemente aus 15cm Überbeton auf Brettschichtholzträgern GL28 mit 20x36cm im Abstand von 0.8m ausgebildet werden können. Die Elemente lagern auf zwischen die Stützen gelagerten Unterzügen mit einer Spannweite von 7.05m und Abmessungen GL36 24x60cm. Die umlaufenden Fassadenstützen in Brettschichtholz mit der Qualität GL36 und Abmessungen von 36x36cm sind in einem Raster von 5.93m/7.05m angeordnet und kommen im 1.UG auf die Aussenwände zu stehen. Spezielle Erwähnung verdient der Pool im 3. OG, der durch die trägerrostartige Wanne in vorgespanntem Beton gehalten wird und die Lasten auf die benachbarten Stützen (diese ebenfalls in vorgefertigtem Beton) abgibt. Kerne wie auch Überbeton sind aus CO2 gebundenem Recyclingbeton.

 

Die Deckenspannweiten des Hotelzimmerflügels betragen 4.20m, sodass die vorgefertigten Deckenelemente aus 15cm Überbeton auf Brettschichtholzträgern GL28 mit 20x30cm im Abstand von 0.8m ausgebildet werden können. Die Elemente lagern auf zwischen die Stützen gelagerten Unterzügen mit einer Spannweite von 9.40m und Abmessungen GL36 24x72cm. Die Fassadenstützen -ebenfalls in Brettschichtholz 36x36cm- sind im 1.OG-3.OG in einem Raster von 4.2m angeordnet. Wegen der Parkierung wird im EG nur jede zweite Stütze ausgebildet: 2 Doppelunterzüge mit einer Spannweite von 8.4m und Abmessungen GL28 24x80cm fangen die Lasten aus dem 1.OG ab und leiten sie auf die auf einem Betonsockel stehenden Holzstützen ein.

 

Hotel Rhodannenberg Klöntal

Wettbewerb 2023

 

ArchitektInnen:

Aita Flury Architektur GmbH

 

IngenieurInnen:

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

 

LandschaftsarchitektInnen:

raderschallpartner Landschaftsarchitekten AG


AitaFlury LuciaCosta NovaFriburgo

Parkhotel Nova Friburgo (BR)

Lúcio Costa 1944