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Erweiterungsneubau Kantonsschule Limmattal, Urdorf

 

Ausgangslage

Das Areal der Kantonsschule ist von einer heterogenen Bebauungsstruktur umgeben: Zwischen den grossmasstäblichen Industriebauten im Norden/Westen und den grösseren bis kleineren Wohnbauten im Osten/Süden wirkt die Schulanlage inselartig eingepflanzt und zeigt eine eigenwillige Gestalt. Das grosse, eher flach gehaltene Volumen besteht aus einzelnen ablesbaren, funktionalen Einheiten, die mittels kurzer Gelenke miteinander zu einem Baukörper verschmolzen sind. Dadurch entsteht ein beachtlich grosses, mäandrierendes Volumen, das sich sowohl über die Gliederung in Einheiten als auch über feine Inversionen innerhalb der Einheiten mit seinem parkartig eingewachsenen Umraum verzahnt. Im an sich orthogonalen System fällt die um 45Grad gedrehte Mensa/Haupteingangs- Einheit auf, die eine Art Kopfsituation etabliert und den Zeitgeist der 80-er Jahre spiegelt.

 

Städtebau

Zentrale Absicht des Projekts Zodiak ist eine räumliche Kohäsion der neuen Erweiterungsbauten zur bestehenden Anlage, ohne sich an dieser anzubiedern. Gleichzeitig zielt die neue Setzung auf eine möglichst selbstverständliche Einbindung in den Gesamtkontext ab und versucht für kommende Bebauungsentwicklungen den Spielraum möglichst offen zu halten.

1. Das geforderte Raumprogramm wird auf  zwei Baukörper verteilt: die Portionierung der neu zu erstellenden Baumasse in einen Turnhallen/Aula/Klassenzimmer-Trakt und einen Naturwissenschaft/Musik-Trakt ermöglicht eine masstäbliche Nähe zum Bestand. Durch die „ergänzende“ Anordnung der beiden neuen Volumen im Zusammenklang mit dem Altbau werden neue, kräftige Aussenräume definiert: Die vorgefundene Typologie des halboffenen Hofes wird fortgeschrieben und ein zentraler, genügend gefasster und gleichzeitig einleitender Eingangsplatz wird etabliert.

2. Die beiden neuen Gebäude entwickeln sich entlang der Nord-Süd Achse und damit parallel (+ kreuzungsfrei!) zum regionalen Veloweg. Das Volumen Turnhallen/Aula/Klassenzimmer greift zentripetal nach Norden an die Peripherie des Areals aus und bildet so -von der LTB aus- den neuen Auftakt zur Anlage. Die Fussgänger erreichen den neuen Eingangsplatz über die „Promenade“ entlang vom Turnhalle/Aula/Klassenzimmer Trakt. Auf der Ostseite wird dieses Volumen zudem zum Passstück der arenaartigen Bebauung am grossen Sportplatz und markiert mit seinen rund 17m Höhe Präsenz an der Luberzernstrasse. Der NW/Musik Trakt orientiert sich geometrisch an den bestehenden Trakten und bildet einen kräftigen Auftakt von Süden her.

3. Der Mensa-Haupteingang Trakt als Kopf der bestehenden Anlage wird zum Ort der Anbindung für die beiden neuen Volumen: In der geometrischen Logik des Altbaus werden diese über kräftige, scharnierartige Dächer mit dem Bestand verbunden – es entstehen grosszügige gedeckte Pausenflächen. Der neue Eingangs- Pausenplatz wird zum Dreh- und Angelpunkt für die ganze Anlage.

4. Die vorgesehene kompakte Setzung nahe am Bestand lässt für zukünftige Entwicklungsstrategien einen guten Spielraum offen und zeigt einen kleinen Fussabdruck.

 

Landschaft

Neues Zentrum der Anlage ist der angenehm gefasste Pausen-Eingangsplatz. Er ist Begegnungsort, Treffpunkt, Bühne - seine Abwicklung aus Bestandes- und Neubauten sowie grosszügigen gedeckten Pausendächern und die lose angeordneten Laubbaumgruppen zonieren ihn in verschiedene Bereiche und Zugehörigkeiten. Er bietet Schutz und Übersicht zugleich. Durch seine Baumarten von hochaufstrebendem Wuchs wirkt er licht und freundlich im Ausdruck.

Wichtiges Landschaftselement der neuen Anlage ist die Laubbaumallee entlang des Veloweges – sie wirkt als natürlicher Filter, der die Velos elegant von den Fussgängern trennt und gleichzeitig Einblick ins Schulareal gewährt, vor allem aber auch für die neuen Zugänge Promenaden-Atmosphäre etabliert.

Die 80-er Jahre Landschaftsgestaltung von lose verstreuten Baumgruppen auf offenen Rasenflächen und schmalen Gehwegen, die 45 Grad geknickt werden, wird bis zum neuen NW/Musik-Trakt weitergeführt. Auch die Landschaftsgestaltung rund um den grossen Sportplatz bleibt unangetastet - das neue Rasenspielfeld wird zudem analog als grüne Leerstelle entlang der Luberzenstrasse angeordnet.

Der Biologiegarten wird in den Nordwesten des Perimeters verschoben und bildet eine eigene, atmosphärische Einheit. Seine ovale Grundform ist mehr als postmodernes Augenzwinkern: sie setzt einen Ort, markiert räumlich den dezidierten Abschluss des Schulareals zur brachliegenden Nachbarparzelle und fasst den naturnah gestalteten Biologiegarten in geometrischem Kontrast.

 

Raumkonzept

Der 4-geschossige Naturwissenschaften/Musik-Trakt ist räumlich und nutzungsmässig klar organisiert: Die Unterrichtsräume/Vorbereitungszimmer etc. entwickeln sich entlang der vier Fassaden und sind lateral jeweils zusammenschliessbar. Die unterschiedlichen Programme werden geschossweise untergebracht. Die dienenden Räume sind in einer mittleren Schicht untergebracht. Die gewählte Statik erlaubt an den Kopfsituationen - z.B. im Musikgeschoss - ein räumlicher Zusammenschluss von Erschliessung und grossen Musikzimmern.

Die Turnhallen, die Aula, der Mehrzwecksaal und die Klassenzimmer sind in einem Baukörper organisiert. Die Nutzungen sind so angeordnet, dass sie ideale Zugangsmöglichkeiten bieten sowohl für die (auch) öffentlich genutzten Räume wie Aula oder Turnhallen, als auch für die Klassenzimmer, die vom Bestand her (über die Mensa) direkt gedeckt erreichbar sind.

Das Foyer der Aula liegt prominent am Eingangsplatz, die Eingänge/ Foyers der Turnhalle sind direkt an der Promenade. Die Turnhallen sind übereinander gestapelt - in geschickter Weise wird der bestehende eingeschossige Terrainsprung zwischen Aussensportanlagen und Eingangsniveau Schule in die Schnittfigur integriert. Die Längsschnittfigur des neuen Traktes bietet zudem interessante Querbezüge - Einsicht in die Aula ist von der oberen Turnhalle als auch vom Unterrichtsbereich im 1.OG  her möglich.

Die Anlieferung des neuen Trakts erfolgt analog des Bestandes von der Luberzern her entlang der Aussensportanlagen.

 

Materialisierung Fassaden

Bei den Fassaden handelt es sich um hinterlüftete Konstruktionen mit vorgehängten Betonfertigteilen mit unterschiedlichen Oberflächenbehandlungen und mit partiell eingelegten Klinkerriemen. Letztere werden stehend in unterschiedlichen Abständen zueinander angeordnet und zeigen gewölbte Querschnitte - auf den ersten Blick erinnern sie an die Welleternitfassade des Bestandes, auf den zweiten Blick sind sie aber bei den Neubauten klar hierarchisch gliedernde Reliefelemente und nicht gleichförmige Haut. Das reichhaltige Fassadenrelief  mit differenzierten Einzelteilen und unterschiedlichen Oberflächenqualitäten wird farblich zu einer Einheit verschmolzen, die sich optisch mit dem Bestand verbindet. Die Fügungsprinzipien unterstützen zudem die Gliederung der Fassaden in einzelne, identitätsstiftende Abschnitte. Der Fassadenentwurf sucht nach einem austarierten Verhältnis zwischen horizontal und vertikal, wobei die öffentlicheren Nutzungen durch stärkere Vertikalisierung betont sind. Die aussenliegenden Stoffstoren in Kombination mit der Betontektonik verleihen den beiden Baukörpern eine haptische, sinnlich-greifbare Atmosphäre.

Kantonsschule Limmattal

Wettbewerb 6.Preis

Urdorf 2017

 

Architektin:

Aita Flury

 

Ingenieure:

Conzett Bronzini Partner AG

 

Landschaftsarchitekten:

Pascal Heyraud

 

Brandschutzingenieur:

Rolf Bachofner

 

Publikation:

hochparterre wettbewerbe 5,

Dezember 2017



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Wiederaufbau Gürzenich Köln

Rudolf Schwarz 1957