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Strandbad Mythenquai

 

Situation

Die vorgeschlagene Setzung des neuen Kioskgebäudes beruht auf der Idee das Strandbad neu „aufzuspannen“: das Gebäude ist derart in die südlich der Mitte positionierte Baumgruppe integriert, dass es einerseits „am See“ steht, gleichzeitig aber auch als Übergang zwischen dem offenen Abschnitt mit Seeblick und dem südlichen, eher introvertierten Abschnitt funktioniert. Im Gegensatz zu heute bleibt der Blick auf den See somit möglichst offen, was durch einen insgesamt grosszügigen Umgang mit Rasen-, Parkflächen, Liegewiesen unterstützt wird.

 

Durch eine neue, kreisartige Wegführung, deren Nukleus in den bestehenden Hartbelägen der winkelförmig angeordneten Garderobegebäude und im Seeuferweg zu finden ist, wird das neue Kioskgebäude auf selbstverständliche Weise mit dem Bestand verknüpft: über diesen „loop“ werden alle Gebäude als auch die Anlieferung über ein aufs Minimum reduziertes Wegnetz miteinander verbunden. An diese Wegschlaufe werden zudem die „Satelliten“ des Kinderspielbereichs und des Picknickplatzes im Südwesten angehängt. Die Hartbeläge der Wege sind in grossformatigen Betonplatten ausgeführt, die in ihrer Zersplitterung an die typischen 50er Jahre Natursteinplattenbeläge erinnern.

 

Auch die Geometrie der Abwicklung knüpft gezielt an den Bestand an. Nebst einer pragmatischen Führung der einzelnen Teilabschnitte, die zwischen orthogonal und polygonal oszillieren, wird das Thema der partiellen Ausbuchtungen interpretiert. Die platzartigen Wegverbreiterungen dienen als Ort für Duschen und Garderobenhäuschen, vor allem aber sitzt das neue Kioskgebäude selber auf einem solchen befestigten Knotenpunkt. Dieser zeigt ebenfalls eine polygonale Geometrie, die dem orthogonalen Baukörper derart „unterlagert“ ist, dass verschiedene Sitzplatzcluster in angemessener Grösse (die Besuchermasse wird auf adäquate Portionen verteilt) und mit je eigener Identität entstehen: der Ort des Sitzens im Freien kann je nach Tageszeit oder Saison ausgewählt werden, mit individuellem Blick auf den See, auf die grossen Liegewiesen oder auf den Kleinkinderbereich.

 

Der Seeuferweg liegt an bestehender Lage. Neu betonen aber leichte Abknickungen die einzelnen Strandabschnitte, die im Süden von der Uferbepflanzung, im Norden von den Garderobegebäuden und dazwischen von den zwei Stegen definiert werden. Der Sandstrand wird aufgewertet, indem er bis zum Weg hin verbreitert wird und somit ein flacheres Gefälle aufweist.

 

 

Äussere Erscheinung

Der Baukörper des neuen Kioskgebäudes baut im Grundriss auf einem länglichen Rechteck auf, dessen Proportionen durch weit auskragende Vordächer auf den Kurzseiten noch verstärkt werden. Ein dunkler, optisch stabiler Kubus trägt ein expressives, hell-leichtes Dach. Die geschliffenen und polierten Betonoberflächen der Kurzseiten ebenso wie die gläsernen Abwicklungen der Längsseiten nehmen die Farben der Umgebung auf und spiegeln diese wieder. Auf dem entmaterialisierten Volumen liegt ein optisch schwebendes, abgekantetes Flächenkontinuum auf: die expressive Gestik erinnert einerseits an die heute identitätsbildenden Schirme, rekurriert gleichzeitig auch leise an das Centre Le Corbusier auf der anderen Seeseite. Die gewählte Faltordnung basiert auf der Idee, die allseitige Anordnung der äusseren Sitzplatzcluster zu unterstützen.

 

Innere Erscheinung

Die räumliche Ordnung des Inneren tritt aussen an den Längsfassaden durch die verschiedenen Transparenzgrade in Erscheinung, die durch die unterschiedliche Tiefe der inneren Raumentwicklung bedingt sind. Kernstück bildet der von Längsseite zu Längsseite spannende Gästebereich, der zusammen mit der Küchen- und der Abwaschküchenfläche als ein grosszügiger, mehrfachnutzbarer, flexibler Innenraum interpretiert wird. Der stützenfreie Raum von rund 17m x16m wird seitlich wiederum von geschliffenen und polierten Betonscheiben begrenzt, die den Aussenraum in den Innenraum hineintragen und auf denen das helle Faltwerk aufliegt. Die in die „Hüte“ eingeschnittenen Oblichtschlitze sorgen für eine angenehme, diaphane Beleuchtung von oben und entschärfen die Trichterwirkung des Raumes. Die Gestaltung der Decke unterliegt insgesamt der Idee, das Transitorische des Raumes zu reduzieren, um in der Gestik des „hier und jetzt“ Orte zu schaffen.

 

Betriebskonzept

Die Positionierung des Gebäudes und seine Raumordnung erlauben eine klare Trennung der Benutzerflüsse (vgl. Diagramm): Das Gebäude ist von den Längsseiten her gedeckt zugänglich, die Kurzseiten sind als geschlossene Wandscheiben ausgebildet, in deren Schutz die gedeckten Sitzplätze mit Sicht auf den See und auf den Kleinkinderbereich angeordnet sind. Der stützenfreie Gästebereich mit offenem Küchenbereich ermöglicht eine einfache Querung des Gebäudes. Der Free Flow ist klar gegliedert, in eine warme Linie, eine kalte Linie mit Getränken und einem in der Mitte angeordneten Salatbuffet. Der Kunde kann sich gut orientieren, und hat jederzeit die Möglichkeit die Seiten zu wechseln. Die zwei Kassen garantieren einen schnellen Abfluss. Der mutifunktionale „Saal“-Raum (der später auch allfällige andere Gastrokonzepte erlaubt) wird links und rechts von den bedienenden Raumkammern eingefasst, die intern vom Hauptraum direkt und öffentlich von aussen über die Längsseiten zugänglich sind.

 

Kunst am Bau - Blattwerk

Die künstlerische Idee nimmt die architektonische Thematik der Durchdringung von Innen- und Aussenraum auf. Als Inspirationsquelle dient der Park des Strandbades. Die Bäume mit ihrem Blattwerk sind Ausgangsbasis für eine formale Abstraktion der Blattelemente. Ein Repertoire dieses Bauplanes der Natur, kombiniert mit einer einzelnen Form einer Blüte „wächst“ durch die Oblicht-Schlitze in die stark gefaltete Dachuntersicht hinein. Die Kräftigkeit der strukturellen Elemente wird mit feingliedrig Organischem überlagert, Struktur und Ornament überhöhen sich gegenseitig an den hochsensiblen, zenitalen Deckenöffnungen - die Decke wird nobilitiert. Die ornamentalen Formen werden als Positiv einzeln hergestellt und dann als repetitive Schalungseinlagen mehrfach verwendet. Sie treten schliesslich als ca. 2cm tief in den Beton skulpiertes Relief in Erscheinung und bilden eine Art Negativ-Stuck. Die aus der Realität transformierte grafische Abstraktion wird räumlich.

 

Tragwerk

Ein einfaches Pyramiden - Faltwerk aus 14cm Spritzbeton liegt auf fünf Betonscheiben auf, die gleichzeitig als räumliche Stabilisierung wirken. Dreieckige Dreischichtplatten aus Holz bilden die Schalung und somit den stabilen Untergrund für Armierung und Spritzbeton. Die Falten der Dreischichtplatten werden verschraubt und jeder Tief- und Hochpunkt abgestützt, und schon trägt die Schalung. Zwei Armierungslagen mit Verstärkungen in den Falten genügen, um zusammen mit dem Spritzbeton, wie er früher für viele dünne Schalenbauten verwendet wurde, das endgültige Tragwerk zu bilden. Auf der Flüssigfolie fliesst das Wasser in die tiefen Falten. Diese weisen Gefälle zu den Abläufen auf. Mit wenig Stahl und Beton ist ein sehr steifes Tragwerk entstanden, das 16m mit nur 14cm Dicke überspannen kann.

Kioskgebäude Strandbad Mythenquai

Wettbewerb

Zürich 2010

 

Architektin:

Aita Flury

 

Ingenieure:

Walt + Galmarini AG

 

Kunst:

Vera Rothamel


01MythenquaiAxo

Axonometrie Faltwerk

Ingenieur: Carlo Galmarini